Das Behindertenwerk Main-Kinzig e.V. bietet insgesamt etwa 1000 Menschen mit Behinderung Arbeit, Ausbildung, Freizeitmöglichkeiten, Beratung und vieles mehr.
In der Zweigstelle Altenhaßlau arbeiten ca. 170 Betroffene in verschiedensten Bereichen.
Sven Brösel, 37 Jahre alt, ist blind und arbeitet seit nunmehr 17 Jahren im Empfang dieses Hauses. Er übernimmt dort unterschiedliche Aufgaben, die er seit etwa einem Jahr, Dank eines neuen Hilfsmittels, viel selbstständiger und in erweiterten Bereichen bewältigen kann.
Über seine Erfahrungen mit dem Kamerasystem OrCam MyEye berichtet er in einem Interview der internen Zeitung - "Pädwork" - des BWMK e. V., das Sie weiter unten lesen können.

Vorher hier noch einige Infos über das Behindertenwerk Main-Kinzig. e.V.:
Wir bieten Arbeit und Qualifizierung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Gleichzeitig stehen wir mit den vielfältigen Leistungen unserer Inklusionsfirmen und Werkstätten Industrie, Handwerk und dem Dienstleistungssektor zur Verfügung.
Unsere Wohnangebote richten sich an Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung sowie an Menschen mit psychischer Erkrankung.
Ein wichtiges Anliegen des BWMK ist es, Bildungsangebote für alle Interessierten zugänglich zu gestalten.
Wir begleiten, betreuen und fördern Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen und unterstützen ihre Familien.
Wir bieten Menschen mit Beeinträchtigung eine Vielfalt an Freizeitaktivitäten.

Hier nun der Erfahrungsbericht von Sven Brösel:

Behindertenwerk Main-Kinzig
Zeitungsbericht intern vom Juli 2019

Arbeit und Qualifizierung

OrCam für Blinde

Die OrCam ist für Menschen jedes Alters mit verschiedenen Arten von Sehverlust geeignet.
Man nutzt sie ganz unterschiedlich - im Beruf, zuhause oder unterwegs.
Die OrCam ist eine intelligente, tragbare Sehhilfe, die Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung unterstützt.
Die intuitiv und leicht bedienbare Kamera liest sofort nach dem Erfassen von Text diskret aus einem Lautsprecher vor dem Ohr vor.
Sie erkennt Texte von jeder Oberfläche sowie Geldscheine, Barcodes von Lebensmitteln, aber auch Gesichter von bekannten Mitmenschen.

Sven Brösel sitzt am Empfang in der Barbarossawerkstatt. Er hat die OrCam-Brille getestet und schildert seine Erfahrungen.
Man kann die Brille im Beruf, zuhause und in der Freizeit benutzten.
Die OrCam ist eine Kamera, die direkt am Brillenbügel befestigt wird. Sie ist über ein Kabel mit einem Mini-Computer verbunden, der die Technik steuert.
Dieser passt in jede Hosentasche oder an den Gürtel. Man hält einen Zettel vor das Gesicht, zeigt mit dem Zeigefingerdarauf und die Kamera nimmt ein Foto des Textes auf, dann wird der Text vorgelesen.
Die Kamera kann auch Gesichter erkennen.
Sven Brösel ist sehr zufrieden, denn er kann mit diesem Hilfsmittel besser in seinem Bereich mitarbeiten.

Interview mit Sven Brösel:

Wie sind Sie auf die Brille aufmerksam geworden?
Frau Ungermann, Gruppenleiterin im WfbM-Altenhasslau ist darauf aufmerksam geworden und hat mir darüber berichtet.

Was können wir uns unter einer OrCam vorstellen?
Das OrCam-System besteht aus einem Mini-Computer, der in jede Hosentasche passt. An ihm ist eine Mini-Kamera angeschlossen, die sich am Brillenbügel befestigen lässt.

Wie funktioniert Sie?
Man muss den Text zirka 30 cm vor sein Gesicht halten, danach legt man den Zeigefinger darauf.
Wenn die Kamera den Zeigefinger erkennt, weiß Sie, dass Sie etwas fotografieren soll.
Es ertönt ein Geräusch, danach entfernt man den Finger von dem Text.
Die Kamera klickt und nimmt ein Foto des Textes auf. Die Kamera signalisiert mit einem Ton dass Sie den Text erfasst hat und liest Ihn vor.

Funktioniert dies mit allen Schriften?
Nein, es muss Druckschrift sein, sonst funktioniert es leider nicht.

Gibt es weitere Funktionen?
Ja, man kann Gesichter erkennen, man speichert sein engstes Umfeld ein und bekommt den Namen gesagt wenn die Person vor einem steht.
Ist die Person nicht mit Namen gespeichert, sagt die Stimme, ob eine Frau oder ein Mann vor einem steht.
Man kann auch gespeicherte Produkte im Supermarkt erkennen, dieses habe ich noch nicht ausprobiert.

Wie wirkt sich die Brille auf Ihren Arbeitsbereich aus?
Mein Arbeitsplatz hat sich durch die Brille erweitert. Ich kann jetzt Aushänge und auch die Pädwork lesen. Zusätzlich kann ich den Kopierer bedienen und mich zum Beispiel bei der Sortierung der Lohnabrechnung beteiligen. Es ist eine sehr große Unterstützung für mich.

Nutzen noch weitere Personen im BWMK dieses System?
Nein, aber ich würde es jedem weiter empfehlen. Ich stehe gerne für Fragen und zur Unterstützung zur Verfügung.

Was hat sich mit der Brille für Sie verändert?
Ich bin viel selbst ständiger geworden und kann mich viel mehr einbinden. Ich fühle mich einfach mehr gebraucht.

Ist es schwer die Brille zu bedienen?
Nein, es ist nicht schwer. Ich hatte am ersten Tag eine Schulung und konnte sie danach direkt bedienen.

Das Interview führte Pia Wunderlich

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