In der GNZ (Gelnhäuser Neue Zeitung) erscheint am 1.März 2012 dieser Artikel über unsere Beratungsstelle:
„Wir bieten Hilfe, wenn das Augenlicht nachlässt“
Beratungsstelle unterstützt
Blinde und Sehbehinderte im Main-Kinzig-Kreis
Von Markus Wimmer
Hanau. Die Zahl der Menschen mit Sehbehinderung nimmt auch im Main-Kinzig-Kreis zu. Grund hierfür ist auch die stetig steigende Zahl älterer Menschen, deren Sehkraft nachlässt. Dabei ist nicht die klassische „Altersweitsicht“ gemeint, die bei der Mehrheit der über 40-Jährigen zur Anschaffung von Lesebrillen führt, sondern Erkrankungen wie die Makuladegeneration oder das Glaukom, die für knapp die Hälfte aller altersbedingten Erblindungen verantwortlich gemacht werden. Bundesweit sind davon rund zwei Millionen Menschen betroffen. Anlaufstelle für Hilfesuchende ist die Technische Informations- und Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte (TIBS) in Hanau.
„Wer
schon als Kind oder junger Mensch erblindet, kennt in der Regel die verschiedenen
Hilfsmöglichkeiten, hat die Brailleschrift erlernt oder nutzt die möglichen
Hilfsmittel bereits. Diejenigen allerdings, die vorher uneingeschränkt
sehen konnten, stehen oft genug vor der Frage: ‚Wie geht es jetzt weiter?‘.
Genau diese Betroffenen wollen wir in der TIBS beraten und Hilfen anbieten.“
Sylvia Schäfer ist stellvertretende Vorsitzende des Blindenbundes Hanau
und arbeitet in der TIBS. In den Räumen des Vereins im Hilfezentrum in
der Steinheimer Straße berät sie Hilfesuchende, demonstriert verschiedene
Hilfsmittel. Sie unterstützt Betroffene bei Behördengängen und
der Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen im Hause, wie dem VdK
oder den Pflegediensten.
„Es ist für uns natürlich ideal, dass wir im Hilfezentrum kurze
Wege haben, um den Besuchern zu helfen“, freut sich Schäfer über
die Büroräume im Hilfezentrum. Zuvor befand sich die Geschäftsstelle
in einer Privatwohnung in Groß-Auheim. Die TIBS ist eine klassische Selbsthilfeeinrichtung
und unterstützt die Hanauer Bezirksgruppe des Blinden- und Sehbehindertenbundes
Hessen. Jeden ersten Mittwoch im Monat ist die Beratungsstelle geöffnet,
ansonsten können Termine telefonisch ausgemacht werden. Unter 06181/956663
oder per E-Mail an info@tibsev.de ist Sylvia Schäfer erreichbar. „Wir
ergänzen und unterstützen die Arbeit der Bezirksgruppe, die sich dadurch
mehr um die sozialen Aspekte kümmern kann, indem wir die technische Seite
abdecken“, fasst Schäfer die Arbeit der TIBS zusammen.
In der TIBS können sich Betroffene beispielsweise über elektronische
Hilfsmittel informieren und diese in der Geschäftsstelle auch ausprobieren.
„Wir helfen bei der Beschaffung von Hilfsmitteln, übernehmen die
Formalitäten mit der Krankenkasse und bieten Schulungen an“, erläutert
Schäfer.
Bildschirmlesegeräte, Braillezeilen- und Screenreader bietet die TIBS ebenso
an wie sogenannte Daisyplayer, elektronische Lupen oder einen sprechenden Festplattenrecorder,
der es Blinden und Sehbehinderten ermöglicht, völlig selbstständig
Fernsehsendungen aufzuzeichnen, Videotext zu lesen und sich alle Informationen
einzuholen, wie es ein Sehender auch kann.
Darüber hinaus beschäftigt sich die TIBS damit, bekannte Zeitschriften
Blinden und Sehbehinderten zugänglich zu machen. „Wir versuchen,
immer mehr Verlage dazu zu bewegen, uns die reinen Texte der aktuellen Zeitschrift,
die man gerade am Kiosk kaufen kann, zukommen zu lassen. Wir bearbeiten diese
so, dass unsere blinden und sehbehinderten Abonnenten sie im Anhang einer E-Mail
von uns erhalten und mit Hilfe ihrer Braillezeile oder der Sprachausgabe mühelos
an ihrem PC oder einem mobilen Gerät, wie dem Pronto, lesen können“,
erzählt Sylvia Schäfer. Zurzeit bietet die TIBS Audio-Ausgaben von
Geo, dem Bio-Magazin, der Apotheken-Umschau oder des Fußballmagazins „11
Freunde“ an.
Eine weitere Aktivität der TIBS sind Audio-Anleitungen für technische
Geräte, wie das i-Phone und Kurse zur Bedienung der verschiedenen Hilfsmittel.
Ganz wichtig bei aller technischer Unterstützung ist für Schäfer
der Selbsthilfegedanke: „Unser Hauptanliegen ist es, den Betroffenen zu
zeigen, dass das Leben auch nach einer Erkrankung weitergeht. Im Kreis von ebenfalls
Betroffenen merkt man schnell, dass das Leben noch Spaß macht, auch wenn
man nur noch wenig oder gar nichts mehr sehen kann.“