Am 23.Juni 2023 fand unser diesjähriger Sommerausflug statt. Dazu hier einBericht unseres Fördermitglieds Udo Häfele:

Ich gaube, ich brauche eine Kur…

Wenn einer eine Reise tut, dann kann man ‘was erzählen. Im Vorfeld sah es mit dem Besuch in Steinfurth doch recht schlecht aus, was nicht an der mangelnden Zahl der Teilnehmer liegen sollte, sondern an dem Unwetter das tags zuvor in Deutschland niederging.
Dank einer großen Flexibilität und dem unermüdlichen Einsatz von Achim Becker wurde schnell umgeplant, und der Tag war gerettet und zum Erfolg verdammt.

Wer hat nicht ein kleines Herzleiden: Liebesschmerz, verflossene Liebe und leichtes Drücken in der Herzgegend, wenn der Monat noch so lange, aber das Portemonnaie schon ziemlich leer ist. Da hilft die Herzstadt mit Herz: Überall in den Hauptstraßen hängen viele Tücher über die Straßen gespannt mit bunten einfachen Herzen.


Tücher über der Straße

Klar, wer die Kuren des 18. und 19. Jahrhunderts ernst nimmt, kommt an Bad Nauheim nicht vorbei. Nicht nur die Großen und Schönen kamen hierher, auch andere, doch davon später. Wer kann sich die bezaubernde Sisi, die Kaiserin von Österreich, nicht vorstellen, wie sie in einer hölzernen Badewanne das sprudelnde Nass genoss. Es ist das Geheimnis des Wassers, denn Kohlensäure lässt kleine Bläschen auf der Haut entstehen und vergehen, so dass es einem sofort leichter ums Herz wird. Dann natürlich noch die anschließende Bewegung, entweder direkt in den Kolonaden oder auch hinauf zum Johannisberg. Ach, wie tat das so gut… frische Luft, durchatmen, den Alltag hinter sich lassen. Nur noch Selbstbesinnung und das sprudelnde Nass in ganz kleinen Schlückchen genießen…. Und dann noch einmal weiter zum Inhalieren ans Gradierwerk. Das salzhaltige Wasser fließt langsam über die aufgeschichteten schwarzen Zweige des Schlehenbusches. Es rieselt mehr als es herunterplättschert.


das Gradierwerk

 

Aber durch die ständige Verdunstung des Wassers in der Luft, wirkt es wie ein berauschender Atemzug an der Nordsee. Wem es zu beschwerlich ist, setzt sich direkt an das Gradierwerk und entspannt: natürlich in gerader aufrechter Haltung, damit der Brustkorb sich ausdehnen kann. Weg von der Flachatmung, die so schlecht für unsere Gesundheit ist. Gerade sitzen, mit dem Po ganz vorne an der Sitzfläche, den Rücken nach hinten ausdehnen und ganz, ganz langsam ein- und ausatmen.

Tja, so eine Wohltat gab es als erstes nur im einzigen Kur- und Heilbad in Deutschland, nämlich in Bad Nauheim. Es war doch klar, dass sich das in den höchsten Kreisen herumsprach. Denn nur hier konnte dem schwachen Herzen geholfen werden. Während die Patienten selbst nur von Schonung redeten, keine Arbeit überhaupt nicht doch noch als viel zu anstrengend gebrandmarkt wurde, konnte nur dieses Besinnen auf sich selbst, verordnete Bewegung, das Gesundheitswasser und die ärztliche Betreuung durch die besten und qualifiziertesten Experten erfolgen. Zar Alexander II. kam gleich mit seiner ganzen Familie und den Kindern und die anderen Herrschaften ließen sich nicht lange bitten. Da, wo es dem Zaren besser ging, konnte das Großbürgertum nicht zurückstehen. Alles und jeder strömte nach Bad Nauheim, auch heute noch sind die arabischen Länder und ihre Herrscherhäuser und Wüstensöhne gerne gesehen. Ist doch klar, dass selbst die arabische Fußballnationalmannschaft hier gerne logierte.

Alles drehte sich damals wie heute nur um die Gäste, die meist auch noch mehrere Wochen vor Ort waren. Deshalb wurden die kleinen Balkone fast an jedem Zimmer angebaut, denn die Gäste wollten auch einmal sehen, wer denn dort unten den begehrlichen Blick nach oben zu schicken wusste, ohne dass es gar unschicklich war.

Schön sollte es sein, dieses Bad Nauheim, und weil das Wasser, in dem das Salz an die Oberfläche befördert wurde, auch einen beruhigenden Einfluss auf gestresste Gemüter hat, wird es in der Stresemannstraße, der Haupteinkaufsstraße, in kleinen Bodenbrunnen den Fußgänger begleiten. So plätschert es neben einem her und kommt erst beim nächsten Bodenbrunnen wieder ans Tageslicht. Toll für das Ohr und das Gemüt des Shoppers.
Aber nicht nur für das Ohr, sondern auch für die Genießer über die Nase hat Bad Nauheim etwas zu bieten. Steinfurth, die Rosenstadt, ist eigentlich ein Stadtteil von Bad Nauheim und weil Rosen ohnehin die schönsten Blumen sind, haben die Steinfurther einen Rosengarten mit gelben, orangenen, roten und weißen Rosen geschaffen, der wunderbar duftet und eine Erlebnis mitten in der Stadt ist.

Gruppe im Rosengarten . Sie riechen an den Rosen.
im Rosemgarten


Aber was wäre diese Kur- und Herzstadt ohne Elvis Presley. Bevor Elvis in den Armeedienst ging, war er bereits sehr, sehr berühmt als Sänger des Rock ’n‘ Roll mit dieser sanften Stimme und dem Schluchzer in der Kehle, der in den 50iger Jahren unerhört erotisch war. Auch sein Hüftschwung war ganz klar sexuell deutbar. Aber auch schon als Filmstar und Musiker war er bekannt, so dass es schwierig war, diesen jungen Mann einfach so zum Wehrdienst einzuziehen. VIPs haben Vorrechte, und so durfte Elvis Vater, seine Großmutter, zwei seiner ständigen Begleiter und Freunde sowie seine Sekretärin nach Deutschland, Friedberg und Bad Nauheim, kommen. Zuerst wohnten alle im 1. Hotel der Stadt, dem Hilberts, aber das ständige Schreien und Gekreische der Fans vor den Türen des Hotels machten den Hotelbesitzer und viele Hotelgäste doch sehr nervös, so dass der Elvis-Clan bald in die Villa Grunewald umziehen musste. Ach, Elvis, wie schön war die Zeit mit Dir…

Gruppe steht vor der Statue von Elvis
die Gruppe bei Elvis

Reingard mit Elvis
Reingard mit Elvis

Die Lust auf Kuren, allerdings ohne eine medizinische Notwendigkeit, steigt seit Bad Nauheim immer mehr in mir und wird so ungemein stark, dass ich denke, ich fahre bald schon wieder hin. Am besten mit der Kur-Erlaubnis des netten Arztes, der es mit meiner angeblichen Krankheit des schwachen Herzens nicht allzu genau nimmt, und der Genehmigung der Kranken- oder Rentenkasse. Natürlich geht es dann auch wieder ins älteste Gasthaus der Stadt, „Zur Krone“, in die Burgstraße 9, wo wir alle gut zu Mittag gegessen haben.


Zur Krone, ältestes Gasthaus der Stadt

 

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