Wanderwoche in Weiding/ Oberpfalz
14. - 21.September 2014
Am 14.September,
einem Sonntag, fahren 16 Pitschedabber in Fahrgemeinschaften nach Weiding, einem
Ortsteil von Schönsee in der südlichen Oberpfalz.
Die Fahrt war von
Franz und Anneliese organisiert worden.
Am frühen Nachmittag treffen sich alle im Gasthaus "Zur
Post" , wo wir
von Familie Beck herzlich willkommen geheißen werden. Zum Gasthaus gehört
auch ein Biergarten, den wir allerdings höchstens nachmittags nach den
Wanderungen nutzen können, abends ist es jetzt im September schon zu kalt.
Wir sitzen dann abends gemütlich in der Gaststube in einem extra für
uns reservierten Raum. Hier bekommen wir auch unser Frühstück.
Gleich am ersten Nachmittag macht Franz mit uns einen Spaziergang um Weiding, der allerdings wegen des Wetters nicht so ganz ausgedehnt ausfällt: es regnet!
Am nächsten
Morgen regnet es dann nicht mehr und wir machen die erste Wanderung nach Gaisthal.
Das sind etwa 6km. Bevor es losgeht, sammeln wir uns vor dem Gasthaus und dann
geht es zuerst ein Stück die Straße entlang und anschließend
durch den Wald. Anneliese und Franz haben einen Wanderführer engagiert,
der auch Franz heißt. Wir nennen sie dann kurzerhand Franz 1 und Franz
2.
Rechts und links des Weges stehen jede Menge Pilze. Bei einem kleinen Halt stärken
sich die Pitschedabber mit einem von Franz mitgebrachten Schnäpschen. Inzwischen
ist auch die Sonne wieder zurückgekehrt, wir machen eine kleine Brotzeit
in Gaisthal und kehren auf einem anderen Weg nach Weiding zurück.
Am Dienstag
fahren wir mit einem Kleinbus nach Furth im Wald. Die Stadt liegt auf der Grenze
zwischen Oberpfälzer und Bayerischem Wald. Beide gehören geologisch
zum Böhmerwald. Von einem Stadtführer erfahren wir so einiges über
Furth. Die Stadt im Grenzgebiet zu Tschechien wurde immer wieder in kriegerische
Auseinandersetzungen hineingezogen und dabei wiederholt geplündert und
zerstört, seien es die Hussitenkriege im 15.Jh., der Dreißigjährige
Krieg im 17.Jh. oder der Spanische Erbfolgekrieg zu Beginn des 18.Jh. 1863 verwüstete
ein Stadtbrand Furth, wobei die gesamte östliche Stadthälfte sowie
der alte Further Stadtturm zerstört wurden. Der neugotische Stadtturm,
der heute so markant die Stadtsilhouette beherrscht, wurde erst 1866 an Stelle
des alten errichtet.
Wir erfahren vom Further Drachenstich-Festspielen, die jedes Jahr im August
stattfinden. Der Further Drachenstich gilt als ältestes Volksschauspiel
in Deutschland und hat als historischen Hintergrund die Hussitenkriege, den
Kampf des Guten gegen das Böse. Seit 2010 kämpft der Held alljährlich
gegen einen elektronischen Drachen, einen 15,5 m langen, 3,8 m breiten, 4,5
m hohen und 11 Tonnen schweren Laufroboter.
Nach dem Drachen aus dem Further Volksschauspiel wurde auch der 2009 entstandenen
Hochwasserspeicher "Drachensee" benannt. Dort machen wir eine Mittagspause,
laufen noch ein Stück um den See und fahren dann mit dem Bus wieder zurück
nach Weiding.
Am Mittwoch wandern wir zur Lindau, einem weiteren Ortsteil von Schönsee und machen dort eine Fahrt mit der Kutsche und so mancher meint, das sei doch angenehmer als immer nur zu laufen. Wir benötigen zwei Kutschen. Eine hat ein offenes Verdeck,die andere ist geschlossen mit einem Dach und Seitenwänden.
Am Donnerstag fahrern wir wieder mit dem Kleinbus in den Bayerischen Wald. Unser erstes Ziel ist der Bayerwald-Tierpark in Lohberg. Hier sieht man vor allem heimischer Tiere: Ziegen zum Füttern und Streicheln, Elche, Luchse u.a. Anschließend fahren wir mit der Kleinen Arberseebahn zum kleinen Arbersee, wo es erst einmal eine Brotzeit gibt.
Anschließend
wandert ein Teil der Gruppe noch um den kleinen Arbersee.
Im See spiegelt sich
malerisch der umliegende Wald und der große Arber mit seinen markanten
2 Radomen, riesige Radaranlagen, die während des kalten Krieges über
den eisernen Vorhang den Osten ausforschten, heute gehört zumindest einer
davon, zum Nato-Luftverteidigungssystem, im anderen sind Sende- und Empfangsantennen
für den Funkverkehr.
Ein besonderes Merkmal
des Kleinen Arbersees sind die so genannten "Schwingrasen", die am
Ufer aufsitzen und gegen die Wasserfläche vorwachsen. Sie
entstanden nach 1885, als der See um etwa einen Meter zum Triften des Holzes
aufgestaut wurde. Dabei vergrößerte sich der See von 2,9 Hektar auf
9,6 Hektar. Gleichzeitig haben sich die Moorfilze vom Ufer losgelöst und
trieben lange Zeit als „schwimmende Inseln“ auf dem See. Seit einigen
Jahren ist ihre Position stabil. Stellenweise haben die Inseln eine Dicke von
1,5 bis 3,5 Meter.
Die Wanderung am Donnerstag führt uns direkt auf der deutsch-tschechischen Grenze entlang zu dem verlassenen Dorf Bügellohe. Links stehen die tschechischen und rechts die deutschenGrenzsteine.
Im Wald hält uns Ede einen Vortrag über das Leben im Wald. Wenn Sie
ihn hören wollen, klicken Sie auf das Bild
Auf der Bügellohe werden mit einer "Schmugglerbrotzeit" empfangen, bei der keine Wünsche offen bleiben, wie man sieht. Wir sitzen auf einfachen Holzbänken und lassen uns die Leckereien schmecken.
Nachdem alle gestärkt sind, bekommen wir die Geschichte der Bügellohe im Dialekt erzählt:
Im Jahre
1946 suchten Sudetendeutsche aus dem Dorf Wenzelsdorf, das nur 500m von der
Grenze nach Bayern entfernt war, hier, direkt an der Grenze, Schutz vor der
drohenden Vertreibung. 11 Familien, fast 60 Personen, wollten hier auf ihren
meist eigenen Grundstücken bleiben, bis sie wieder in ihr Dorf zurückkehren
könnten. Sie bauten sich zunächst Baracken und holten das Baumaterial,
Bretter, nachts heimlich von ihren eigenen Höfen in Wenzelsdorf. Allerdings
wurde das frühere Wenzelsdorf bald von der tschechischen Regierung dem
Erdboden gleichgemacht, eine Rückkehr kam nicht mehr in Frage. Die Bügelloher
Bürger errichteten daraufhin feste Häuser aus zumeist Feld- und Bruchsteinen.
Ziegel konnten nicht von Pferdefuhrwerken angeliefert, sondern mussten von den
Männern in mühevoller Arbeit den Berg hinauf getragen werden. Die
Lebensbedingungen waren sehr hart: Es gab weder Strom, noch fließendes
Wasser oder eine ordentliche Straße, über die das Dorf hätte
erreicht werden können und medizinische Hilfe kam sehr umständlich
über einen Arzt aus Schönsee. Die Menschen verließen schrittweise
die Bügellohe: 1950 lebten 59 Personen dort, 1960 nur noch 8. 1970 verließ
der letzte Bewohner die Siedlung. Laut Zeitzeugen waren die kalten Jahreszeiten
auf dem Grenzkamm zu unwirtlich, landwirtschaftliche Erträge in diesen
Höhenlagen kaum erzielbar. Auch aufgrund des Wirtschaftsaufschwungs in
Deutschland sah man dort oben keine Zukunft mehr.
Die Bügellohe ist heute stark verfallen und die Häuser sind einsturzgefährdet.
Jahrzehntelanger Frost, Regen und Wind nagten an den verlassenen Häusern.
Nur ein Haus ist wegen des intakten Blechdachs noch relativ gut erhalten. In
diesem Haus wurde 2012 ein Informationszentrum mit elektrischer Beleuchtung
und Bildtafeln über die Siedlung Bügellohe und ihre Geschichte eingerichtet.
Nach diesem Vortrag kehren wir nachdenklich wieder zurück und machen am nächsten Tag noch eine letzte Wanderung nach Dietersdorf, einem weiteren Ortsteil von Schönsee. Am Sonntag, dem 21.September müssen wir Abschied nehmen. Wir danken Anneliese und Franz für die gute Organisation und die interessanten Erlebnisse.
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