Gemeinsam stark in der Sehenden-Welt
10.05.2005 17:35 Uhr
Bad Soden-Salmünster
(bak). An jedem zweiten Montag im Monat treffen sie sich zum Stammtisch in der
Pizzeria „Da Enzo“ in Bad Soden-Salmünster. Sie tauschen Erfahrungen
aus, diskutieren und lachen viel, auch über sich selbst und ihr kleines
Handicap. Diesen Stammtisch haben blinde und sehbehinderte Menschen Anfang des
Jahres ins Leben gerufen.
Auch hier gilt die alte Weisheit: Gemeinsamkeit macht stark. In ihrer Stammtischrunde
fühlen sie sich nicht beobachtet, wie sonst so oft. „Hier muss man
sich nicht zusammenreißen. Hier ist es locker und einfacher“, sagt
Silvia. Sie hat einen kleinen Sehrest, aber einen großen blinden Fleck
im Gesichtsfeld. „Wenn ich einmal einen kleinen Krümel auf dem Tisch
entdecke und kurze Zeit später eine Kaffeekanne umstoße, weil ich
die nicht sehe, versteht das kaum jemand.“
Michael erklärt, blind und blöd werde oft verwechselt. Sehende Menschen
müssten im Umgang mit blinden Menschen Hemmschwellen abbauen. Oft erlebe
er, dass das Wort anstatt an ihn, an eine Begleitperson gerichtet werde. Wenn
er zum Beispiel im Erwachsenenalter nicht selbst angesprochen werde, sondern
seine Mutter: „Wie geht’s ihm denn?“, obwohl er daneben stehe,
verletze das. Beim Stammtisch sei es angenehm. „Hoppla, denen gehts genau
so“, sei die Erfahrung, die blinde Menschen miteinander machten.
Mehr dazu lesen Sie in der GNZ vom 11. Mai.
Am 11.05.2005 steht dann der folgende Artikel in der Zeitung:
Blinde und Sehbehinderte
tauschen am Stammtisch Erfahrungen aus
Gemeinsam stark in der Sehenden-Welt
Bad Soden-Salmünster (bak).
An jedem zweiten Montag im Monat treffen sie sich zum Stammtisch in der Pizzeria „Da Enzo“ in Bad Soden- Salmünster. Sie tauschen Erfahrungen aus, diskutieren und lachen viel, auch über sich selbst und ihr kleines Handicap. Diesen Stammtisch haben blinde und sehbehinderte Menschen Anfang des Jahres ins Leben gerufen.
Auch hier gilt die alte Weisheit: Gemeinsamkeit macht stark. In ihrer Stammtischrunde fühlen sie sich nicht beobachtet, wie sonst so oft. „Hier muss man sich nicht zusammenreißen. Hier ist es locker und einfacher“, sagt Silvia. Sie hat einen kleinen Sehrest, aber einen großen blinden Fleck im Gesichtsfeld. „Wenn ich einmal einen kleinen Krümel auf dem Tisch entdecke und kurze Zeit später eine Kaffeekanne umstoße, weil ich die nicht sehe, versteht das kaum jemand.“
Michael erklärt, blind und blöd werde oft verwechselt. Sehende Menschen müssten im Umgang mit blinden Menschen Hemmschwellen abbauen. Oft erlebe er, dass das Wort anstatt an ihn, an eine Begleitperson gerichtet werde. Wenn er zum Beispiel im Erwachsenenalter nicht selbst angesprochen werde, sondern seine Mutter: „Wie geht’s ihm denn?“, obwohl er daneben stehe, verletze das. Beim Stammtisch sei es angenehm. „Hoppla, denen geht's genauso“, sei die Erfahrung, die blinde Menschen miteinander machten.
Zusätzlich zu den menschlichen Hemmnissen kommt: Spezielle Hilfsmittel für blinde Menschen sind viel teurer als normal. Bücher in Blindenschrift, Uhren, Waagen, Haushaltshilfen oder Taxifahrten machten das Leben eines blinden Menschen kostspielig. Deshalb gebe es bisher als Nachteilsausgleich das Blindengeld. Im Bundesland Niedersachsen sei dieses Blindengeld bereits abgeschafft. Der Blindenbund Hessen sammele deshalb Unterschriften gegen eine Streichung des Blindengeldes auch in anderen Bundesländern.
Die Bezirksgruppe Hanau, des Blindenbundes feiert in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag. Im Main-Kinzig-Kreis gehören dem Blindenbund 90 Mitglieder und 30 Förderer an. Das Lokal für den Bad Soden- Salmünsterer Stammtisch „Da Enzo“ habe man gewählt, weil ein blinder Mensch, vom Bahnhof in Salmünster kommend, keine Straße überqueren muss. Ampeln mit akustischem Signal sind auch in Bad Soden-Salmünster selten. In der Bad Sodener Innenstadt in der Nähe der Drogerie Schlecker sei eine solche Ampel angebracht, meinen die Besucher des Blinden- und Sehbehinderten- Stammtisches. Silvia Schäfer hat sich diesbezüglich bereits an die Stadt Bad Soden-Salmünster und an die übergeordneten Verkehrsbehörden gewandt. Jetzt hoffe sie auf positiven Bescheid.
Gäste zum Blinden- und Sehbehindertenstammtisch an jedem zweiten Montag bei „Da Enzo“ sind herzlich eingeladen. Der Hanauer Blinden- und Sehbehinderten-Stammtisch ist an jedem letzten Freitag im Monat im „Weißen Ochsen“ in der Nähe des Freiheitsplatzes. Weitere Informationen erteilen Gabi Krack (06056/3389) oder Adele Wolf-Zöll (06056/2606).