Audiodeskription und Blindenreportage – hörbar mehr Inklusion
Ein Bericht von Thomas Sauer, Blickpunkt-Auge-Beratung Wiesbaden
1993 strahlte das ZDF den ersten Film mit einer Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Menschen aus. Seitdem ist viel passiert und einiges mehr bleibt noch zu tun, unter anderem, die Trommel für diese hilfreiche akustische Beschreibung zu rühren. Was ist also eine Audiodeskription? Wie kann ich sie nutzen? Und wie hat sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Wir geben die Antworten.
Eine Audiodeskription, oft mit AD abgekürzt
und mit einem durchgestrichenen Auge symbolisiert, ist eine gesprochene Beschreibung
in einem Film, einer Serie oder einer Live-Show. Man findet sie im TV und den
öffentlich-rechtlichen Mediatheken, im Kino, und mittlerweile sogar bei
einigen modernen Streaming-Anbietern. Sprecher beschreiben möglichst viel
von dem, was gerade in einer Szene zu sehen ist. Das Aussehen der Protagonisten,
deren Verhalten, Gestik und Mimik, Ereignisse, Landschaften… eben alles,
dass für Verständnis und Einordnung der jeweiligen Situation notwendig
ist.
Die große Herausforderung liegt darin, den Kommentar dynamisch in den
Film einzupassen, ohne dabei die Handlung zu stören oder zu überlagern.
Dialoge, Geräusche und Klangeffekte, musikalische Soundtracks, die Dinge,
durch die ein Film auf akustische Weise zum Leben erweckt wird, sollten durch
die Audiodeskription nicht in ihrer Wirkung eingeschränkt werden. Eine
Audiodeskription kann sowohl zu überladen sein und ins nebensächliche
abdriften, zu dicht sein. Sie kann aber auch wesentliche, für das Verständnis
von Handlung, Atmosphäre oder Aussage notwendige Details unterschlagen,
weil zum Beispiel Dialogpausen im Film kaum genug Spielraum bieten, um alles
von Relevanz darin unterzubringen. Um hierbei den richtigen Ton zu treffen,
sind bei den Autoren-Teams immer auch Nutzer der Audiodeskription selbst mit
an Bord, schließlich wissen wir blinden und sehbehinderten Zuschauer am
besten was eine akustische Beschreibung leisten muss. Da gute Unterhaltung aber
auch eine Geschmacksfrage ist, dürfte es niemanden überraschen, dass
die Einschätzungen, was eine gute Audiodeskription ausmacht, auseinandergehen.
Sollten sich verwunderte Leser an dieser Stelle fragen, ob sich Menschen mit
Sehverlust selbst als „Zuschauer“ bezeichnen, wie wir das in diesem
Text tun… das ist tatsächlich der Fall. Nicht so sehr um einen Scherz
zu machen, vielmehr weil das „anschauen“ eines Filmes und andere
sprachliche Bilder dieser Art in der Alltagssprache verankert sind. Warum sollte
man sich davon verabschieden, sobald das „hören“ langsam mehr
und mehr in den Vordergrund tritt?
Live-Events jeder Art, also ein Fußballspiel, eine Samstagabend-Show oder
eine Musikveranstaltung wie der Eurovision Song Contest stellen die größte
Herausforderung an Audiodeskription. Es kann kein ausgeklügeltes Skript
geschrieben werden, die Sprecher müssen statt dessen spontan, live und
dynamisch auf das eingehen, was sich vor ihren Augen abspielt.
Wo findet sich, 25 Jahre nach dem ersten Hörfilm im deutschen TV Audiodeskription?
Die Fernsehsender der öffentlich-rechtlichen haben ihr Angebot bereits
stark ausgebaut und sind sicherlich die erste Adresse für eine hochwertige,
weit verbreitete Audiodeskription. Speziell im Vorabend- und Abendprogramm und
bei großen Sport- Show- und Film-Events, bei denen die meisten Zuschauer
erwartet werden, taucht die akustische Beschreibung auf. Zahlreiche moderne
TV-Geräte, die ihr Programm digital und in HD-Auflösung empfangen,
verfügen über die Möglichkeit, auch Audiodeskription abzuspielen.
Diese wird auf einem separaten Tonkanal ausgestrahlt. Meist findet sich auf
modernen Fernbedienungen das Symbol mit dem durchgestrichenen Auge oder den
Buchstaben AD, der Abkürzung für Audiodeskription. Auch eine Taste
mit zwei Sprechblasen kommt gelegentlich vor. Falls dies nicht der Fall ist,
gibt es auf einigen neueren Fernsehern Einstellungen zur „Barrierefreiheit“
oder „“Eingabehilfen“, dort kann die Audiodeskription eingeschaltet
werden. Wann immer ein Programm über eine Audiodeskription verfügt,
startet diese dann automatisch. Diese dauerhafte Einstellung ist ideal für
Zuschauer, die Probleme damit haben, ihren Fernseher selbstständig zu bedienen,
da hier eine Vertrauensperson die entsprechende Option lediglich einmal aktivieren
muss.
In Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender können Formate mit
einer Audiodeskription gestreamt werden. Manche Mediathek-Apps lassen sich gezielt
nach solchen Sendungen durchsuchen. Sollte das nicht der Fall sein, geben Webseiten
wie hoerfilm.info Auskunft darüber, welche Sendungen
mit Audiodeskription gerade im Angebot sind. Es gibt bereits zahlreiche DVDs,
die eine Audiodeskription als gesonderte Tonspur mitliefern. Private Streaming-Anbieter
entdecken diese Möglichkeit auch für sich, wenn auch eher zögerlich.
Netflix beschränkt sich auf die ursprüngliche Sprache einer Film-
oder Serienproduktion. Wenn es sich also um die neueste Serie aus den USA handelt,
gibt es dazu nur eine englische Audiodeskription. Amazon verzichtet in Deutschland
leider noch gänzlich darauf, so auch alle privaten Fernsehsender und deren
Apps . Apple hat jüngst einen eigenen Streaming-Dienst gestartet und bietet
Audiodeskription für alle Filme und Serien in allen Sprachen an, in denen
eine synchronisierte Sprachfassung verfügbar ist.
Die App Greta bringt die Audiodeskription aktueller Blockbuster direkt auf das Smartphone, und damit auch ins Kino. Hierfür kann man in der App prüfen, ob der Film, den man sich im Kino anschauen möchte, über eine Audiodeskription verfügt. Dann wird die Tonspur direkt auf das Smartphone geladen. Im Kino kann dann ein Headset ins Ohr geschoben werden, fertig! Die App erkennt automatisch, wann der Film beginnt und startet die akustische Beschreibung zum richtigen Zeitpunkt. Für Menschen, die hierfür kein Smartphone verwenden wollen, bieten manche Kinos bei ausgewählten Filmen selbst Audiodeskription an. Hier kann an der Kasse ein Kopfhörer ausgeliehen werden, der Kinobetreiber kümmert sich um alles weitere. Der Vorteil bei dieser Form der Audiodeskription, sowohl durch eine App als auch mit einer Anlage des Kinobetreibers ist, dass Zuschauer mit Sehverlust die beschreibende Tonspur lediglich auf ihr Ohr bekommen. Sehende Kinogänger, die damit in der Regel nichts anfangen können, bleiben davon unbehelligt.
Wenn ein Film über eine Audiodeskription verfügt, wird er als „Hörfilm“ bezeichnet, Besonders herausragende Hörfilme werden vom deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband „DBSV“ seit 2002 jährlich in einer großen Gala mit Staraufgebot mit dem deutschen Hörfilmpreis ausgezeichnet. Seit 2013 gibt es überdies eine neue Richtlinie der Filmförderungsanstalt (FFA) Seither werden in Deutschland ausschließlich barrierefreie Filme gefördert, die mit Audiodeskription, sowie mit Untertiteln für hörgeschädigte Menschen ausgestattet sind. Für die Zukunft wünschen wir uns auch auf privaten Sendern und beim Streaming wesentlich mehr Audiodeskription. Außerdem wäre es notwendig, die Information, wie diese hilfreiche Technik genutzt werden kann und wann und wo sie zur Verfügung steht, einheitlich, niedrigschwelliger und noch wesentlich breiter zu streuen.
Bei der Audiodeskription endet die akustische Teilhabe allerdings
nicht. Seit vielen Jahren bieten zahlreiche Fußball-Clubs in Ihren Stadien
eine sogenannte Blindenreportage an. Zuschauer mit Sehverlust
können mit Hilfe eines Kopfhörers im Stadion eine in Echtzeit über
Funk ausgestrahlte Beschreibung des Spiels genießen, ohne auf die großartige
Stadionatmosphäre verzichten zu müssen. Tatsächlich verfügen
mittlerweile 33 von 34 Profi-Clubs der ersten und zweiten Liga über eine
Blindenreportage. Diese wird auch nachgefragt und hat deutschlandweit ihre Fans,
versicherte Florian Schneider, Mitarbeiter des Projektes T_OHR.
T_OHR ist im März 2018 gestartet
und ein Projekt von AWO-Passgenau. Da die AWO in Deutschland der größte
Anbieter pädagogischer Fanprojekte ist, war es nur naheliegend, dass sie
sich auch vermehrt um Fans mit Sehverlust und damit um die Umsetzung von Inklusion
in den Fußballstadien kümmert. Gefördert wird das Projekt durch
die DFL Stiftung und Aktion Mensch. Natürlich gab es auch schon vorher
Blindenreportagen, T_OHR möchte aber gerne vereinheitlichen, verbessern,
die Reichweite erhöhen und weit über das Fußballstadion hinaus
wirken. Überall dort, wo es Räume der Kultur, des Austausches, der
Begegnung gibt und Sehbehinderte durch eine gute Blindenreportage eine bessere
Teilhabe erreichen können, will T_OHR zur Stelle sein. Entweder durch eine
eigene Blindenreportage oder, wie mittlerweile häufiger der Fall, beratend,
als Ansprechpartner und als Organisator im Hintergrund. Fußballvereine,
Organisatoren großer Events und anderer kultureller Highlights erstellen
also die Blindenreportage in Eigenregie, und holen sich bei T_OHR Unterstützung
und Know-how.
Eine Blindenreportage funktioniert fast wie eine Audiodeskription, allerdings
sehr viel dynamischer und meist an einem festen Ort wie ein Stadion, ein Theater
oder ein anderes Event gebunden, obwohl eine Blindenreportage natürlich
auch ins Internet übertragen werden kann, und so auch Menschen zur Verfügung
steht, die nicht live dabei sein können. Bei TV-Übertragungen von
Fußballspielen wird allerdings als Audiodeskription nur ein Kommentar
aus dem Radio eingespielt, keine vollwertige Blindenreportage, obwohl diese
meist zur Verfügung stehen würde. Bei einer solchen Radioübertragung
wird natürlich auch kommentiert, abgeschweift, eine Unterhaltungssendung
eben. Eine Blindenreportage dagegen hält sich dicht an die Abläufe
und Fakten und vermeidet Wertungen. Welcher Spieler ist wann am Ball? War das
ein Abseits oder nicht? Schließlich wollen blinde und sehbehinderte Zuschauer,
bildlich gesprochen, in Echtzeit am Ball sein und mitreden können, im richtigen
Moment wissen, warum die Fans jubeln oder pfeifen, und nicht erst wesentlich
später. Das bezeichnet T_OHR als play-by-play-Ansatz, also immer direkt
am aktuellen Spielzug, ob dabei nun spannende Unterhaltung aufkommt, oder das
Spiel gerade vor sich hinplätschert.
Was bei einer Blindenreportage ebenfalls sehr viel unmittelbarer funktioniert,
ist der Austausch zwischen Reporter auf der einen Seite und Fan, Besucher, Teilnehmer
auf der anderen. Auch eine Audiodeskription wird unter Beteiligung und mit Rückmeldungen
Blinder und Sehbehinderter erstellt, aber mit dem Reporter ist man in unmittelbarerem
Austausch. Nach dem Spiel, im Internet, bei Fan-Treffen. Man fiebert gemeinsam
mit dem eigenen Verein mit, der sowohl für Reporter als auch Fan eine Herzensangelegenheit
ist.
Dieses Jahr durften wir beim BSBH mehrfach erleben, wie bereichernd eine solche
Blindenreportage sein kann. Schon zum zweiten Mal fuhren wir nach Willingen
im Sauerland, um dort eine Woche aktiv zu sein. Ein Besuch der Bob-Bahn in Winterberg,
Rundgang durch ein stillgelegtes Goldbergwerk, eine Brauereibesichtigung, waren
nur einige Highlights, die zusätzlich zu den sportlichen Betätigungen
auf dem Programm standen. Hierbei begleiteten uns Florian Schneider und Phillip
Dienberg, beide Mitarbeiter des Projektes T_OHR. Wer wollte, konnte mit Hilfe
eines Headsets oder Kopfhörers auf die Beschreibungen des Blindenreporters
lauschen und Abends beim kühlen Getränk in den direkten Austausch
darüber gehen, was noch verbesserungswürdig war, und was besonders
gefallen hat. Wir machten die Erfahrung, dass Blindenreportage nicht nur bei
sportlichen Events die Perspektive erweitert und Inklusion erleichtert, sie
ist bei den vielfältigsten Gelegenheiten einsetzbar und verschafft uns
ein großes Stück Unabhängigkeit. Bei der Brauereiführung
wurde ein Film ohne Audiodeskription gezeigt, normalerweise für Besucher
mit Sehverlust nicht unbedingt vergnüglich, für uns aber kein Problem,
wir hatten schließlich unseren eigenen Blindenreporter dabei, der sofort
einsprang! Bei einer Führung durch die Winterberger Bob-Bahn hatten wir
einen engagierten Guide, der aber bisher noch keine Erfahrungen mit einer sehbehinderten
Gruppe gemacht hat. Wir lauschten sowohl den spannenden Ausführungen unseres
Guides, dort ergänzt durch den Blindenreporter, wo visuelle Details zum
Verständnis oder zur allgemeinen Erhellung beitragen konnten, die uns anderenfalls
entgangen wären. Bei einer Show im Vogelpark erläuterte die Mitarbeiterin,
wie gewohnt und vor einer Gruppe sehender Personen, die Eigenschaften der Tiere,
unser Blindenreporter beschrieb Aussehen und Verhaltensweisen der Vögel.
Da die Beschreibung über Funk und im Headset erfolgt, werden andere Teilnehmer
von Veranstaltungen, die auf diese Beschreibung nicht angewiesen sind, nicht
dadurch gestört, genau so wenig wie der Ablauf der jeweiligen Veranstaltung.
Menschen mit einer zusätzlichen Einschränkung des Gehörs können
die Beschreibung auch in den hinteren Reihen einer Show oder Vorführung
oder etwas weiter von einem Museumsguide entfernt alles in für sie angenehmer
Lautstärke hören. Hat man gerade kein Bedürfnis nach einer Beschreibung,
kann das Headset aus- und bei Bedarf wieder eingeschaltet werden. Technisch
sehr einfach, dabei aber individuell und personalisierbar.
Selbst hier enden die Möglichkeiten einer Blindenreportage nicht: Auf dem
Bürgerfest in Hanau, an dem sich auch der BSBH beteiligte, war T_OHR ebenfalls
an Bord und lotete mit uns die Grenzen weiter aus. Hier wurde blinden und sehbehinderten
Besuchern eine kurze Führung über das Gelände durch die Blindenreporter
angeboten. Welcher Stand befindet sich wo? Wie ist der Andrang bei einzelnen
Attraktionen und Ständen? Wie kann ich mich hier am besten orientieren?
So entsteht schnell und unkompliziert ein Plan im Kopf, ohne zu sehr auf jeweils
eigene Begleitpersonen angewiesen zu sein.
Auch eine Reportage, die die Spannung des Drachenbootrennens mit Beteiligung
eines Bootes des BSBH einfangen konnte, wurde angeboten, zum Nachhören
ebenfalls auf unserer Hörzeitung Hessenecho. Sehende Besucher unseres Standes
konnten wir durch die Blindenreportage besser einbinden. Sie konnten, mit einer
Augenbinde und einem Blindenlangstock ausgerüstet, sicher geführt
von einem Blindenreporter von T_OHR, eine Runde um unsere Ecke des Festplatzes
drehen. Mit diesem akustischen Spaziergang können wir einen kurzen aber
intensiven Eindruck davon vermitteln, wie blinde Menschen sich auch wesentlich
durch das Hören orientieren. Zu einer gelungenen Inklusion gehört
nicht nur die eigene Teilhabe, zu der Audiodeskription und Blindenreportage
einen wichtigen Beitrag leisten, sondern auch die Vermittlung unserer Perspektive
für ein besseres, gegenseitiges Verständnis.
Natürlich, so erläuterte mir Florian Schneider von T_OHR, ist es notwendig,
über die Reportage hinaus Barrierefreiheit und Inklusion zu ermöglichen.
Einer Person, die im Stadion nicht sicher zu ihrem Platz kommt, beispielsweise
durch ein Blindenleitsystem, ist auf sehende Begleitpersonen angewiesen und
kann den Stadionbesuch vielleicht nicht so entspannt und frei genießen,
wie andere. Auch sollte eine Funkanlage, über die eine Blindenreportage
ausgespielt wird, leistungsstark genug sein, das gesamte Stadion abzudecken.
Menschen mit Sehverlust sollten sich frei bewegen können und nicht fremdbestimmt
an ausgewiesene Behindertenplätze gefesselt sein. Teilhabe ist schließlich
auch Entscheidungsfreiheit. Nicht weniger wichtig ist es für Teilnehmer
eines Events, barrierefrei mit dem Veranstalter in Kontakt treten zu können.
In Museen und Theatern gibt es mittlerweile ebenfalls eine Audiodeskription oder Blindenreportage, oft ergänzt durch sogenannte „Tastführungen“. Im Theater können Kostüme und Kulissen berührt, mit den Darstellern oder dem Regisseur gesprochen, Vorinformationen über das Stück eingeholt werden. Das erleichtert die Arbeit eines Blindenreporters während der Vorführung und macht den Abend für die Besucher entspannter. Im Museum muss darauf geachtet werden, dass möglichst viele Ausstellungsstücke berührt werden können. Vorsicht ist geboten bei sogenannten „Audio-Guides“, denn diese können barrierefrei erstellt sein, sind es aber nicht notwendigerweise. Geräte oder Apps, die dafür verwendet werden, sind oft von uns nur eingeschränkt oder gar nicht bedienbar, da sie für sehende Besucher und ohne Bezugnahme auf Barrierefreiheit konzipiert wurden. Auch die über solche Systeme angebotenen Inhalte dienen oft nur der zusätzlichen Information sehender Besucher, und nicht der Beschreibung dessen, was zu sehen ist. Vor dem Museumsbesuch gilt es daher für Besucher mit Sehverlust herauszufinden, ob ein Audio-Guide tatsächlich für die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Nutzer konzipiert wurde. Ein solches Angebot kann durch einen Selbsthilfeverein entweder bereits in seiner Entstehung begleitet, oder aber nachträglich getestet und für barrierefrei erklärt werden.
Audiodeskription und Blindenreportage machen uns Medien und Veranstaltungen leichter zugänglich und verständlich, die es vorher nicht oder nur eingeschränkt waren. Sie geben uns die Möglichkeit, die Welt zwar nicht durch die Augen der Sehenden zu betrachten, aber uns dieser Perspektive anzunähern. Sie bieten die Möglichkeit zur Teilhabe und zum Austausch auf Augenhöhe. Und nicht zuletzt können sie auch sehenden Personen vermitteln, worauf eine blinde oder sehbehinderte Person angewiesen ist, um das Fehlen des Augenlichts auszugleichen und inklusiv teilhaben zu können. Gute Gründe um festzuhalten: Eine tolle Errungenschaft, ein spannender Weg, den wir bis hierhin gemeinsam gegangen sind. Aber es gibt noch viel zu erforschen. Zahlreiche Veranstaltungen, Medienformate und Begegnungsorte, wo Audiodeskription oder Blindenreportage noch nicht vorhanden sind, können durch unseren Einsatz ebenfalls davon profitieren. Menschen, die entweder noch nicht in den Genuss gekommen sind, oder sogar noch nicht einmal von der Existenz dieser Angebote wissen, sollten wir ebenfalls mitnehmen. Keine Zeit also, sich auszuruhen.
Kurzinformation:
Die Website: www.hoerfilm.info
bietet erklärende Texte und leicht verständliche Videos rund um die
Audiodeskription. Außerdem erfahren Sie hier, welche aktuellen Fernsehsendungen,
DVDs und Kinofilme mit einer Audiodeskription ausgestattet sind.
Auf www.deutscher-hoerfilmpreis.de
finden Sie alles Wissenswerte zu diesem Preis, den der DBSV jährlich für
herausragende Hörfilmproduktionen vergibt.
Mehr zur Blindenreportage und das Projekt T_OHR von AWO-Passgenau,
gefördert durch die Aktion Mensch und die DFL Stiftung gibt es hier:
http://www.awo-passgenau.de/projekt-t_ohr/
Allgemeine Beratung zu Audiodeskription, Blindenreportage und allem rund um
den Sehverlust gibt es bei den Blickpunkt Auge Beratungsstellen des BSBH