Über einen Schulbesuch in Bad Soden-Salmünster berichtet die Praktikantin Isabella:

Im folgenden Text möchte ich über die am 26. Juni 2013 durchgeführte Informationsstunde durch Mitglieder der Bezirksgruppe Hanau des BSBH in der vierten Klasse der Grundschule in Bad-Soden berichten.
Zu meiner Person. Mein Name ist Isabella Richter, ich bin 17 Jahre alt und besuche die Oberstufe der Kopernikusschule Freigericht. Derweilen befinde ich mich in einem zweiwöchigem Betriebspraktikum vom 24. Juni bis zum 5. Juli in der Beratungsstelle Blickpunkt Auge der Bezirksgruppe Hanau unter der Betreuung von Frau Silvia Schäfer.
Die vorangegangenen Tage in meiner Praktikumsstelle boten mir bereits viele neue Erfahrungen und Informationen bezüglich seheingeschränkter Personen.
Ein besonderes Erlebnis war für mich der gestrige Besuch der Grundschule in Bad Soden.
Frau Schäfer und ich traten gegen 8:48 den Weg nach Bad-Soden-Salmünster mittels der Bahn an und erreichten gegen 9:15 den Bahnhof in Bad-Soden-Salmünster, um von dort aus zu Fuß zur Grundschule zu gehen.
An der Schule angekommen, begrüßten uns zwei weitere Mitglieder des BSBH zum einen Adele Wolf-Zöll und zum anderen Christine Schönherr, die in der Parallelklasse genau wie Frau Schäfer rund um das Thema "Blinde und Sehbehinderte" informieren und Fragen beantworten sollten. Gemeinsam mit den beiden anderen Frauen liefen wir zum Schulhof, wo Frau Scherer eine Lehrerin der Schule uns schon empfing. Kurz vor Ende der ersten Schulpause betrat Frau Wolf-Zöll in Begleitung von Frau Schönherr den Klassenraum unserer Parallelklasse, um dort ihre Requisiten vorzubereiten und auf die Schüler und deren Lehrerin zu warten. Währenddessen begleitete auch ich Frau Schäfer in das zugewiesene Klassenzimmer, um uns auf die kommenden zwei Unterrichtseinheiten vorzubereiten.
Nach einer kleinen Wartezeit erreichten auch die Viertklässler unter Aufsicht von Frau Scherer das Klassenzimmer. Die Kinder waren sehr interessiert, stellte der Besuch von Frau Schäfer doch ein kleines Highlight im Schulalltag der Viertklässler dar.
Die vorherigen Wochen, nutzten die Schüler und Schülerinnen intensiv, um sich mit dem geschickten Material des BSBH ausreichend mit dem Thema "Blindheit" zu befassen, damit persönliche Fragen, diese nicht das Material sondern nur der Betroffene selbst beantworten kann, in Anwesenheit von Frau Schäfer gestellt und geklärt werden können.
Kaum hatte also der Unterricht mit Frau Scherers Einleitung bezüglich Frau Schäfer und mir begonnen, streckten zahlreiche Kinder ganz gespannt ihre Hände in die Höhe und warteten nur darauf, ihre Fragen vorzutragen, um mehr von der neuen, unbekannten Frau und ihr Leben zu erfahren. Viele Fragen wurden gestellt etwa solche wie zum Beispiel "Kochen sie ?"; "Haben sie Hobbies ?"; "Wie erkennen sie die unterschiedlichen Geldscheine ?" oder "Wie finden sie passende Anziehsachen ?". Souverän bezog sich Frau Schäfer auf die Fragen und machte die Kinder darauf aufmerksam auch mit Handikap sein Leben mit Bravour zu meistern.
Zwischen den gewöhnlichen Fragen versteckten sich jedoch auch ungewohnte, sehr tiefgehende Fragen.
Eine Frage, die mir sehr im Gedächtnis geblieben ist, war folgende "Fühlen sie sich benachteiligt ?", diese Frau Schäfer bejahte, indem sie darauf hinwies, dass Sehbehinderten und Blinden die Spontanität zur Mobilität abhandenkommen würde, da sie sich beispielsweise nicht spontan in ein Auto setzen und losfahren könnten . Des Weiteren bedauerte sie die schwierige Kontaktaufnahme, die durch den fehlenden Blickkontakt beeinträchtigt wäre.
Nach dieser ausgiebigen Fragerunde, war es doch nun auch an der Zeit die ausstehenden technischen Hilfsmittel (Einkaufsfuchs, sprechender Wecker, i-phone mit voice over, Buch und Landkarten in Brailleschrift) den Kindern vorzustellen. Deshalb erklärte Frau Schäfer anhand praktischer Anwendung der Geräte den vorteilhaften Nutzen dieser für den Alltag. Besonderen Anklang bei den Viertklässlern fand das i-Phone, welches durch unterschiedlichste Apps unter anderem dazu in der Lage war, die Augenerkrankungen aus Sicht des Patienten aufzuweisen, damit sich die Kleinen besser in die Situation hineinversetzen können. Außerdem erleichtert es durch Abfotographieren der Umgebung den Alltag des Betroffenen, indem es mittels einer sprachlichen Funktion einen kurzen Bericht über die abfotographierte Umgebung schildert.
Als abschließenden Höhepunkt erwies sich jedoch der sogenannte Einkaufsfuchs, mit dem man über den Strichcode den Gegenstand identifizieren kann. Die Begeisterung der Kinder definierte sich jedoch nicht auf den Nutzen sondern auf das beigefügte Werbegeschenk, welches die Firma Frau Schäfer als Kuscheltier und in Form eines Fuchses zuschicken lies. Dieser war mit einer Begrüßungsnachricht über den Strichcode versehen, in der zweimal der Name des Hilfsmittels fiel. Daher kam Frau Schäfer zur Idee, den Fuchs dem Kind zu schenken, welches ihr den Namen des Hilfsmittels nennen könnte. Nach vielen einfallsreichen Namen rief ein Kind den richtigen Namen und bekam den Fuchs.
Die Unterrichtseinheiten neigten sich dem Ende zu, weshalb sowohl Frau Schäfer als auch Frau Scherer noch ein paar letzte Worte an die Beteiligten richteten. Hierbei möchte ich näher auf Frau Schäfers Anliegen eingehen, welches ist, die Kinder zur Ablegung der Berührungsängste anzuregen und ihnen den richtigen Umgang mit Sehbehinderten und Blinden zu zeigen. Dies kann nicht nur auf Kinder bezogen sein, es sollte uns allen ein Anliegen sein, jeden Menschen so zu behandeln, wie es nötig ist.
Ich konnte aus diesem Tag viele neue Ansichten gewinnen. Zum Einen, dass wir uns manchmal die Unbeschwertheit der Kindheit beibehalten sollten, frei zu fragen, wenn wir etwas nicht wissen und zum Anderen die richtige Unterstützung der Sehbehinderten, es bringt nichts den Betroffenen im übertragenen Sinne komplett zu tragen, sodass er nie den Boden kennen lernen kann auf dem er sich befindet. Wir sollten eher als Stütze dienen, die den betroffenen die Möglichkeit geben sich an uns abzustützen, wenn es schwieriger werden sollte. Der auf Händen Getragene würde bei Abwesenheit der Hände auf den Boden fallen, der gestützte Mensch würde nicht fallen, da er bereits mit den Füßen auf dem Boden steht.

Ein Beitrag von Isabella Richter

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